Gedenkfahrt entlang der Erinnerungsorte: Gemeinsam gegen das Vergessen

 

Am 15. April führte eine besondere Bustour durch die Region – als Bestandteil der mehrtägigen Gedenkveranstaltungen zum 80. Jahrestag der Räumung des KZ-Außenlagers Mülsen St. Micheln. Die Fahrt verband alle neu errichteten Gedenk- und Informationstafeln miteinander und machte Geschichte auf eindrucksvolle Weise erfahrbar.

 

Eine Route des Erinnerns

Die Gedenkfahrt begann in Mülsen und führte über Ortsmannsdorf, Zschocken, Hartenstein, Schlema, Zschorlau und Wolfsgrün – an jedem dieser Orte wurde im Verlauf der Gedenktage eine neue Tafel enthüllt. Die Stationen der Bustour bilden ein wachsendes Netzwerk gegen das Vergessen – verteilt über eine ganze Region, verbunden durch gemeinsame Verantwortung.

 

Zschorlau: Musik, Worte, Mahnung

In Zschorlau wurde die Gedenktafel unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht. Bürgermeister Leonhardt würdigte die Bedeutung des Erinnerns im kommunalen Kontext. Pfarrer Andreas Richter richtete geistliche Worte an die Anwesenden und betonte die ethische Verpflichtung zur Wachsamkeit gegenüber Unrecht – damals wie heute. Die Sängerin Mary Jones sorgte mit einem bewegenden Liedbeitrag für einen ergreifenden Moment der Stille und inneren Einkehr.

 

Wolfsgrün: Kleine Orte, großes Gedenken

Anschließend fand in Wolfsgrün eine feierliche Tafelenthüllung statt. Bürgermeister Staab erinnerte in seiner Ansprache daran, dass es gerade die vermeintlich kleinen Orte sind, in denen sich das Erinnern bewähren muss – dort, wo Geschichte lange unsichtbar blieb. Die neue Informationstafel macht die lokale Dimension des NS-Terrors nun dauerhaft sichtbar.

 

Gedenkorte mit Geschichte – und Gesprächen

Zwischen den Halten nutzten die Teilnehmenden im Bus die Gelegenheit zum Austausch. Projektverantwortliche, kommunale Vertreter:innen und interessierte Bürger:innen kamen miteinander ins Gespräch. Berichte über die historischen Orte, ergänzende Infos zu den Inhalten der Tafeln sowie einzelne Biografien von Häftlingen sorgten für dichte inhaltliche Begleitung auf der gesamten Strecke.

 

Abschluss mit Weitblick: Vortrag von Dr. Roland Löffler

 

Am Ende der Gedenkfahrt sprach Dr. Roland Löffler, Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, in den Räumlichkeiten des Talsperrenverbands Neidhardtsthal. In seinem Vortrag stellte er Grundfragen der Erinnerungskultur in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zur Diskussion. Er thematisierte die Herausforderung, historisches Gedenken sowohl analog in der Fläche als auch digital wirksam zu gestalten – und betonte, dass Erinnern nicht nur Rückschau, sondern auch Zukunftsgestaltung ist. Seine Worte rundeten die Fahrt mit einem starken Impuls zur Weiterarbeit ab – intellektuell fundiert, gesellschaftlich wach und ermutigend.

 

 

Bilder: C. Packert, Gemeinde Mülsen