"Unvergessen" - Ein bewegendes Zeitdokument kehrt zurück

Im Rahmen einer zweiteiligen Veranstaltungsreihe wurde im September 2025 der DDR-Amateurfilm „Unvergessen“ aus dem Jahr 1975 gezeigt. Der 15-minütige Dokumentarfilm wurde damals vom Jugendfilmteam in Kooperation mit dem Amateurfilmteam der Wismut Schlema produziert und thematisiert die Massenerschießung von 83 Häftlingen in Niederschlema im April 1945. Im Anschluss an die Filmvorführungen diskutierten wir mit Experten sowohl darüber, wie der Film die Erinnerungskultur der DDR widerspiegelt, als auch über die Arbeitsweise der beteiligten Amateurfilmteams.

 

Der Film „Unvergessen“ war zuletzt vor über 40 Jahren öffentlich zu sehen. Im Rahmen des Projekts wurden wir auf das Werk aufmerksam, das im Archiv der Wismut GmbH nahezu in Vergessenheit geraten war. Wir konnten den Film digitalisieren lassen und nun erstmals wieder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Das Interesse war groß – insgesamt knapp 100 Personen nahmen an den beiden Veranstaltungen in Aue und Zwickau teil.

Als Experte für die Geschichte des Todesmarsches war Dr. Oliver Titzmann zu beiden Terminen eingeladen. In der ersten Veranstaltung am 17.09.2025 im Kompetenzzentrum für Gemeinwesenarbeit und Engagement in Aue bereicherte zudem Dr. Martin Clemens Winter (Universität Leipzig) das Gespräch mit seinem Wissen über die Aufarbeitung der Todesmärsche und die Erinnerungskultur in der DDR. Die zweite Veranstaltung fand am 25.09.2025 in der Ausstellung „Sonnensucher! Kunst und Bergbau der Wismut“ des Kunstvereins Zwickau statt. Dort ergänzte Dr. Ralf Forster (Filmmuseum Potsdam) die Runde und beleuchtete den Film sowie seine Machart aus filmwissenschaftlicher Perspektive.

 

In beiden Gesprächen wurde deutlich, dass der Inhalt des Films erstaunlich nah an dem heutigen Stand der historischen Forschung liegt – und zugleich für einen Amateurfilm bemerkenswert professionell umgesetzt wurde. Zwar folgt „Unvergessen“ weitgehend der offiziellen, konventionellen Linie der DDR-Erinnerungskultur, doch enthält der Film auch ungewöhnliche Elemente: So kommen neben den üblichen Kranzniederlegungen auch Zeitzeugen zu Wort, die an den authentischen Schauplätzen über das Erlebte berichten.

 

Die Veranstaltungen haben eindrucksvoll gezeigt, wie ein nur 15-minütiger Amateurfilm als Ausgangspunkt für tiefgreifende Diskussionen über Geschichte, Erinnerung und politische Deutung dienen kann. „Unvergessen“ ist damit nicht nur ein Film über ein lokales Kriegsverbrechen, sondern auch ein Spiegel der DDR-Geschichtspolitik – und ein wichtiger Impuls für die heutige Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur.