Am 13. April 1945 war die Bahnverbindung bereits gekappt und die damals bestehende Schmalspurbahn zwischen Mosel und Ortmannsdorf konnte für den Transport nicht mehr genutzt werden. Es war für den Lagerkommandanten keine Option, die durch den Lageralltag geschwächten Gefangenen zurückzulassen. Um auch sie der Befreiung durch die Alliierten vorzuenthalten, wurden im Ort Pferdefuhrwerke von Bauern organisiert, auf die gehunfähige Gefangene geworfen wurden.
Der Marsch führte insgesamt über Hauptstraßen, um die Fluchtgefahr gering zu halten. Trotzdem versuchten Gefangene, unterwegs zu entkommen. Wenigen gelang dies, einige wurden erschossen.
Die erste Übernachtung der 787 Gefangenen* fand auf freiem Feld in Ortsmannsdorf am Waldrand Richtung Neuschönburg statt, die zweite am Folgetag in Burkhardtsgrün, erneut auf freiem Feld.
Zu Beginn des Todesmarsches erhielten die Gefangenen in Mülsen eine Essensration, die sie noch an Ort und Stelle verzehrten. Trockenes Brot wurde wohl mitgeführt und als gestückeltes Brot in Niederschlema unter die Menge geworfen. Verpflegung gab es zusätzliche durch Zufall in Zschocken.
*Es gibt unterschiedliche Angaben, was die Anzahl der Gefangenen betrifft, die zum Zeitpunkt der Räumung im Lager waren und somit auf den Todesmarsch gezwungen wurden. Ein grundlegender Text zum Außenlager und seiner Räumung beziffert die Zahl der Gefangenen auf 487 (Fritz Ulrich: Mülsen St. Micheln, in : Orte des Terrors. Band 4, S. 205). Titzmann schreibt zu dieser Differenz:
"Der hier genannten Zahl von 787 Häftlingen, die in Mülsen St. Micheln den Marsch antreten mussten, steht di Zahl von 487 gegenüber, die in Veröffeentlichungen zu dem Thema auch zu finden ist. Möglicherweise ist das ein Übertragungs- oder Schreibfehler. Die Zahl von 487 Gefangenen erscheint als deutlich zu klein. Zieht man die fast 90 Menschen b, die in Niederschlema ermordet werden, die etwa 100, denen während des Luftangriffs in Leitmeritz die Flucht gelingen wird, so kommt man zwar dauf die mindestens 300 Häftlinge, mit denen Degner in Theresienstadt angekommen sein will, doch das würde bedeuten, dass es die von vielen Überelbenden des Todesmarsches berschriebenen masssenhaft flüchtenden Häftlinge gar nicht gegeben hätte" (ebd. 32)
Wir glichen die An- und Abtransportlisten für das Außenlager Mülsen ab und kamen dabei auf die Zahl von 772. Allerdings wurde bei weiterer Recherche deutlich, dass nicht alle Häftlinge auf diesen Transportlisten stehen und dann erst wieder als Todesopfer auf dem Todesmarsch namentlich auftauchen. Somit ist diese Zahl vermutlich sehr nah an der von Titzmann angegebenen Anzahl an Gefangenen.